Ines (geb 1967, ev.-luth.) und Herbert (geb. 1966, röm.-kath.) Heinecke
verheiratet seit 1994, 3 Kinder (geb. 1995, 1997 und 1999)
Wir haben uns 1990 kennen gelernt und wurden schnell ein Paar. Unsere unterschiedliche Konfession war dabei kein großes Thema. Obwohl Ines bis zu diesem Zeitpunkt keine ökumenischen Erfahrungen hatte, nahmen wir von vornherein gemeinsam an Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen beider Konfessionen teil.
Als bei uns der Plan reifte zu heiraten, standen zwei zentrale Fragen zur Klärung an: die des gemeinsamen Familiennamens und die Frage, ob bzw. in welcher Konfession unsere Kinder getauft werden sollten. Erst als wir uns in diesen Punkten geeinigt hatten, ging es an die konkrete Hochzeitsvorbereitung, in deren Zusammenhang wir natürlich auch die Frage der kirchlichen Trauung zu klären hatten (eher als organisatorisches denn als grundsätzliches Problem). Klar war, dass die Trauung – unabhängig von der kirchenrechtlichen Zuordnung – möglichst ökumenisch ausgestaltet sein sollte. Wir entschieden uns für die Trauung in der evangelischen Kirche unter Beteiligung eines befreundeten katholischen Priesters. Liturgisch gesehen war es eher eine katholische Trauung, da sie alle Elemente einer katholischen Trauung enthielt. Dabei wurden jene Elemente, die ebenfalls zur evangelischen Trauung gehören (Traufragen, Segnung des Brautpaares) vom evangelischen Pfarrer geleitet, die weiteren Elemente (Trauversprechen, Ringtausch) vom katholischen Priester, welcher zudem die Ansprache hielt.
Zusammengefasst kann man also sagen, dass wir nach katholischem Ritus und evangelischem Kirchenrecht in einer evangelischen Kirche getraut worden sind – für uns das erreichbare Maximum an Ökumene.
Unsere drei Töchter haben wir jeweils etwa im Alter von einem halben Jahr katholisch taufen lassen. Dabei war vorab die grundsätzliche Frage, ob wir unsere Kinder überhaupt taufen lassen wollen und somit die Entscheidung über ihre Konfession übernehmen. Wir haben uns schließlich für eine katholische Taufe entschieden, da unserer Erfahrung nach in der katholischen Kirche die religiöse Erziehung der Kinder kontinuierlicher unterstützt wird als in der evangelischen Kirche. Gleichwohl wollten wir in beiden Gemeinden aktiv bleiben und unseren Kindern in beiden Gemeinden ein Zuhause geben.
Heute gehen wir gemeinsam ziemlich abwechselnd zu den Gottesdiensten und unsere Kinder nehmen Angebote in beiden Gemeinden wahr. Wir sind beide in ‚unseren’ Gemeinden aktiv (Herbert im Pfarrgemeinderat und bei der Familiengottesdienstvorbereitung, Ines im Gemeindebeirat und im Arbeitskreis Gottesdienst). Aber es gibt auch ‚Überkreuz-Aktivitäten’, da Ines den parallelen Kinderwortgottesdienst in der katholischen Gemeinde mit vorbereitet und Herbert Mitglied im Männergesprächskreis der evangelischen Gemeinde ist.
Abgesehen von der sonntäglichen Frage „Gehen wir heute in die Kirche [kath.] oder in den Dom [ev.]?“ ist für unsere Kinder die Frage der Konfession wenig alltagsrelevant. Ob dies immer so bleibt, können wir heute noch nicht sagen.
Wichtig ist uns, die Kinder als Christen zu erziehen. Ob sie später in der katholischen Kirche bleiben oder evangelisch werden wollen, müssen (und können) sie dann selber entscheiden.
Unsere Erfahrungen innerhalb der Familie und den Gemeinden sind insgesamt positiv. Dass wir eine konfessionsverbindende Ehe führen, haben wir nie unterschlagen, aber auch nicht extra betont. Zwar gibt es manchmal erstaunte Nachfragen (‚Ach, Ihr seid gar nicht alle fünf evangelisch / katholisch?“) – negative Kommentare oder Zurückweisung haben wir aber noch nicht erleben müssen.